Joice John ist die erste Kollegin aus dem Design Center Bangalore, die in eine Inlandsregion wechselt: Seit Juni arbeitet sie als Planungsingenieurin in der Region Süd der DB E&C. Wie es zu dieser Chance kam, welche Hürden beim Umzug nach Deutschland zu bewältigen waren und ob es ihr in Bayern gefällt, erzählt sie im Interview.
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Seit sechs Jahren gehört Joice John zum Team der DB Engineering & Consulting (DB E&C) im Design Center Bangalore. Die DB E&C Design Center helfen dem Unternehmen, technisch anspruchsvolle, maßgeschneiderte Infrastruktur-, Mobilitäts- und Transportlösungen für Eisenbahnen in aller Welt zu entwickeln. Jetzt wagte sie den Jobwechsel von Indien nach Deutschland: Seit dem 1. Juni arbeitet die 30-Jährige in der Planung München/Nürnberg – als Planungsingenieurin im Konstruktiven Ingenieurbau.
Frau John, wie kam es dazu, dass Sie von Indien in die Region Süd gewechselt sind?
Joice John: Das hat sich in den letzten Jahren angebahnt: Ich kam 2017 ins Design Center Bangalore und habe von dort aus an verschiedenen Projekten in fast allen Inlandsregionen mitgearbeitet, unter anderem für die Region Süd. 2019 war ich erstmals für zwei Monate in Deutschland, in Hannover. Ab Anfang 2022 habe ich dann fest mit der Region Süd zusammengearbeitet, inklusive eines dreimonatigen Aufenthalts in München und Nürnberg.
Es hat mich stets gereizt, mich beruflich weiterzuentwickeln. In Gesprächen über meine berufliche Zukunft als Planungsingenieurin hat sich mir die Chance eröffnet, für eine längere Zeit in der Region Süd zu arbeiten. Hier kann ich die guten Arbeitsbeziehungen zwischen der Inlandsregion und dem Design Center mitgestalten und mich zur Qualitätsprüferin weiterentwickeln. Ich freue mich auf spannende und herausfordernde Projekte in den nächsten zwei Jahren.
Wie war Ihr Start in München?
Der Aufenthalt im Sommer letzten Jahres hat mir sehr geholfen, da ich damals bereits viele Kolleg:innen in den beiden Standorten der Region kennenlernen konnte.
Als ich im Juni wiederkam, hat es sich so angefühlt, als wäre ich nur kurz weg gewesen. Ich wurde sehr herzlich und offen empfangen. Die Kolleg:innen unterstützen mich bei allem, auch wenn es nicht direkt zu ihrer Arbeit gehört, z.B. als Begleitung bei Wohnungsbesichtigungen. Wann immer ich ein Problem habe, kann ich fragen. Das ist wirklich schön!
Wie lief denn der Arbeitsplatzwechsel vom Design Center in die Inlandsregion? Gab es besondere Hürden, die zu bewältigen waren?
In meinem Fall ging es schnell und unkompliziert – vielleicht weil ich die erste Kollegin bin, die vom Design Center ins Inland gewechselt ist. Aber ich weiß, dass sehr viele Menschen im Hintergrund daran mitgewirkt haben, meinen Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen: Unsere HR-Abteilung hat sich um den Arbeitsvertrag und arbeitsrechtliche Fragestellungen gekümmert, der Global Mobility Service der Deutschen Bahn um weitere Formalitäten wie Behördenkontakt, Abschließen von Versicherungen et cetera. Auch meine neuen Kolleg:innen haben sich viel Zeit für mich genommen, sind zum Beispiel mit mir Dokumente durchgegangen, die in „Behördendeutsch“ geschrieben sind. Ohne die große Unterstützung aller wäre es sicherlich schwerer für mich gewesen und daher möchte ich allen Beteiligten an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön aussprechen.
An welchen Projekten arbeiten Sie in München mit und wie sieht der Arbeitsalltag aus – sprechen Sie Deutsch mit Ihren Kolleg:innen?
Im Moment arbeite ich am Großprojekt ABS 38. Davor habe ich auch an kleineren Projekten gearbeitet, beispielsweise beim Neubau der Straßen- und Eisenbahnüberführungen Waldershof. Außerdem unterstütze ich die indischen Kolleg:innen im Design Center, die an den Projekten der Region Süd arbeiten, mit Koordination und zusätzlicher Qualitätskontrolle.
Was die Sprache angeht, versuche ich mein Bestes, im Arbeitskontext Deutsch zu sprechen oder auf Deutsch zu antworten, wenn jemand mich auf Deutsch anspricht. Aber ich spreche auch viel Englisch mit den Kolleg:innen. Viele wollen mit mir ihr Englisch verbessern.
Stichwort Kultur: Werden Sie das Oktoberfest besuchen?
Das Oktoberfest habe ich tatsächlich bereits bei meinem Aufenthalt im letzten Jahr gemeinsam mit den deutschen und ein paar indischen Kolleg:innen besucht. Normalerweise mag ich keine großen Menschenansammlungen und trinke nicht wirklich Bier, aber die Musik und die Atmosphäre auf dem Oktoberfest waren wirklich toll. Wir hatten eine richtig schöne Zeit – und ich habe auch das Bier mal probiert. Jetzt freue ich mich darauf, mit den Kolleginnen ein Dirndl für dieses Jahr auszusuchen.
Gibt es etwas, das Sie vermissen aus Indien?
Meine Freunde, Familie und auch ein paar Kolleg:innen. Und indisches Essen! Ich mag auch das deutsche Essen, aber wenn ich zurück nach Indien komme, würde ich als erstes in ein Restaurant gehen und zum Beispiel Biryani essen.